Bild von Wald mit moos-überzogenem Boden

Schwamm drauf!

Eine Data Story zur Erforschung des Bamberger Stadtklimas

Die globale Erwärmung ist auch in Bamberg deutlich spürbar und verändert das Stadtklima. In den letzten Jahren zeigen sich zunehmend extreme Temperaturen; Bamberg ist eine der wärmsten Städte Bayerns. Die Trockenheit und heiße Sommertage haben negative Auswirkungen, welchen zeitnah begegnet werden muss, um auch zukünftig noch ein lebendiges Stadtleben in den Sommermontaten zu ermöglichen.

Eine wichtige Grundlage für geeignete Maßnahmen sind verlässliche Daten, welche die Besonderheiten des Bamberger Stadtklimas abbilden können. Denn das Klima kann in den einzelnen Zonen der Stadt sehr unterschiedlich sein und wird von verschiedenen Faktoren wie Bebauung, Luftzufuhr oder der Nähe zu Parks und Wäldern beeinflusst.

Aber wie können wir eine gute Grundlage für geeignete Maßnahmen schaffen?
Welche Instrumente sind bereits vorhanden und wo besteht Handlungsbedarf, sowohl seitens der Politik als auch für die Bürgerinnen und Bürger der Stadt?

Offizielle Messstationen

Die offiziellen Messstationen können die verschiedenen klimatischen Bedingungen in den einzelnen Stadtteilen nicht erfassen. Hierfür bedarf es ein möglichst feinmaschiges Netz aus Sensoren, welche das jeweilige lokale Klima abbilden können.

Klimastation Bamberg

Die Klimastation Bamberg des Deutschen Wetterdienstes (DWD) befindet sich seit 2008 östlich der Kleingartenanlage Sendelbach in rein landwirtschaftlich genutztem Gebiet.
Nach internationalen Richtlinien ist der Standort nahezu ideal - die dort gemessenen Werte sind aber nicht repräsentativ für das Stadtklima [1], denn die Temperaturen in der Stadt sind meist höher als im ländlichen Raum.

Messstelle Löwenbrücke

Die Luftmessstelle an der Löwenbrücke ist eine von 50 Stationen des Lufthygienischen Landes-überwachungssystems Bayern (LÜB) und dient hautpsächlich zur Ermittlung der Belastung durch Luftschadstoffe [2].
Für die Beschreibung des Stadtklimas ist aber die Messung meteorologischer Daten wie der Temperatur erforderlich.

Sensoren im Stadtgebiet

Im Stadtgebiet befinden sich mittlerweile 62 Netatmo-Sensoren [3], welche kontinuierlich Messwerte liefern. Das Inselgebiet ist besonders dicht bestückt, da dort seit Anfang 2022 zehn Sensoren des Bürgervereins Bamberg Mitte (BVM) installiert sind.
Im Vergleich zu den offiziellen Messstationen kann dieses engmaschige Netz von Sensoren zukünftig ein gutes Bild der klimatischen Verhältnisse in der Stadt liefern.

Das Diagramm zeigt die Anzahl der jährlich in Betrieb genommenen Sensoren.

Lokale Klimazonen

Das Bamberger Stadtgebiet kann anhand der Charakteristika der Bebauung in verschiedene Klimazonen eingeteilt werden, welche zur Analyse des jeweiligen lokalen Klimas dienen. Mit dieser international angewandten Kategorisierung in Local Climate Zones - LCZ werden Bereiche mit einheitlicher Bodendecke und Gebäudestruktur zusammengefasst [4].

In Bamberg können folgende Zonen grob identifiziert werden:

LCZ 2
- kompakte, mittelhohe Bebauung
LCZ 3
- kompakte, niedrige Bebauung
LCZ 5
- lockere, mittelhohe Bebauung
LCZ 6
- lockere, niedrige Bebauung
LCZ 8
- großflächige, niedrige Bebauung
LCZ A
- dichter Baumbestand

Temperatur

Anhand der Sensordaten werden die Unterschiede zwischen den Zonen deutlich:
Die höchsten Temperaturen werden in der Zone LCZ 3  gemessen, in geringem Abstand folgend dann LCZ 2LCZ 5 undLCZ 8,  Von den gemessenen Zonen sind die äußeren Stadtbereiche in LCZ 6  am kältesten im Vergleich. Zu Zone LCZ A  existieren keine Daten.

Das Diagramm zeigt den wöchentlichen Durchschnittswert (Median) der Temperatur von Mai 2022 bis Oktober 2022. Auf der Karte sind zusätzlich die Abweichungen in den einzelnen Zonen zu den Messwerten der DWD-Klimastation (Messhöhe: 5cm) dargestellt. Die Temperaturunterschiede betragen in den Sommermonaten bis zu 3°C.

Lokale Bedingungen

Hier zeigen sich die Effekte der lokalen Bedingungen: Enge und hohe Bebauung, wenig Grün und viel Pflaster oder Asphalt begünstigen die Wärmespeicherung. Gebiete in Park- oder Flussnähe profitieren teilweise von Verdunstungs-kälte und Frischluftzufuhr. Jedoch dringen die Kaltluftschichten entlang der Flussläufe nicht weit genug in die Innenstadt vor, um dort nach heißen Sommertagen für ausreichend Abkühlung in den Nächten zu sorgen.

Tropennächte

Zukünftig ist damit zu rechnen, dass die Temperaturen in der Innenstadt immer häufiger Werte erreichen, welche auch gesundheits-gefährdend sein können. Im Jahr 2022 gab es in der Inselstadt beispielsweise 13 Tropennächte [5]. Das bedeutet, dass die Temperaturen auch nachts nicht unter 20 Grad gefallen sind.

Am Beispiel der Tropennacht am 20. Juli 2022 kann man sich gut vergegenwärtigen, wie warm es bereits in der Stadt wird: Das Diagramm zeigt den Temperaturverlauf von 24 Stunden im Vergleich zum jeweiligen Sonnenstand.

Vision Schwammstadt

Wie müsste die Stadt zukünftig aussehen, um der Hitze und ihren Folgen entgegenwirken zu können? Eine Antwort darauf ist die Vision der "Schwammstadt": Die Stadt soll wie ein Schwamm Wasser speichern, indem Niederschlag dort gespeichert wird, wo er fällt. Hierfür wäre es u.a. erforderlich, Böden zu entsiegeln und Zisternen zu bauen. Weiterhin kann die Begrünung an Hausfassaden, Dächern und in Hinterhöfen dazu beitragen, eine Abkühlung durch Verdunstung zu schaffen.

Green City Bamberg?

Ein erster Schritt in diese Richtung sind z.B. grüne Wartehäuschen: Auf sechs Quadratmeter Dachfläche werden ca. 180 Liter Wasser gespeichert, wodurch die Kanalisation bei Starkregen entlastet wird und Verdunstungskälte entstehen kann [6]. Bis 2026 sollen davon dann 33 Stück in ganz Bamberg verteilt sein. Ein kleines Stück "Schwammstadt"...

Bamberg steht mit einem Versiegelungsgrad von 54,24% deutschlandweit auf Platz 29 [7]. Um die Begrünung der Stadt zu ermöglichen, dürfen Flächen in der Stadt nicht weiter versiegelt werden. Im Gegenteil ist eine Entsiegelung erforderlich.

Die Voraussetzung für gezielte Maßnahmen ist auch ein Ausbau des Klimamessnetzes, um in allen Bereichen der Stadt eine gute Abdeckung zu erreichen.